Paul Lincke wurde 1866 in Berlin geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog Emilie Lincke ihre Kinder alleine auf und unterstützte dabei die offenbar gewordene Neigung Pauls zur Militärmusik, indem sie ihm in die Lehre zu Rudolf Kleinow nach Wittenberge gab. Dort erhielt der junge Lincke in der Stadtpfeife, das waren „Musikschulen“, welche bis in das Mittelalter zurückreichten, die dort bekanntermaßen übliche solide Ausbildung und er beherrschte am Ende seiner Lehrzeit das Fagott als Hauptinstrument sowie Tenorhorn, Schlagzeug, aber auch Klavier und Geige. Eine solche „Instrumentenmischung“ lag im Übrigen ganz in bester deutscher Ausbildungstradition.
Lincke hatte dann jedoch 1884 bei der preußischen Militärmusik kein Glück, da er aufgrund nicht hinreichender Körpermaße abgelehnt wurde. Für diese Entscheidung sollten wir im Grunde sehr dankbar sein, denn ohne diese Ablehnung hätte es sicherlich nicht den erfolgreichen Operettenkomponisten Paul Lincke gegeben.
Die Ablehnung des Militärs erwies sich bestenfalls als kleines Hindernis in seiner weiteren Laufbahn, denn sofort fand er interessante Engagements und konnte u.a. am Apollo-Theater, dem Königsstädtischen Theater, Belle Alliance usw. wertvolle Erfahrungen in der Unterhaltungs- und Tanzmusik sammeln. Bei solchen Anlässen verwandte er auch bereits erste eigene Kompositionen. Diese Entwicklung erreichte mit dem Revue-Einakter „Venus auf Erden“ (1897) einen ersten Höhepunkt. Während dieser Zeit war Paul Lincke zudem zwei Jahre lang am weltberühmten Folies Bergère in Paris erfolgreich tätig, was sicherlich für sein internationales Renommee nicht abträglich war. Seinen Durchbruch hatte er spätestens 1908 erreicht, als er als Kapellmeister und Komponist an das Metropol-Theater in Berlin berufen wurde, dessen pompöse Revue-Aufführungen damals als Höhepunkte der leichten Muse in Berlin galten.
Zeit seines Lebens galt Paul Lincke als eine geachtete und geschätzte Musikerpersönlichkeit, als ein Komponist von zumindest europäischem Ruf und als überaus eleganter Dirigent. Sein besonderes Verdienst liegt jedoch in seinem Wirken für die Operette in Berlin, so dass er völlig zurecht als „Vater der Berliner Operette“ anerkannt ist und geehrt wird. Er steht damit in der Geschichte dieses nach wie vor beliebten Musikgenres auf einer Ebene mit Johann Strauss II und Jacques Offenbach, die in gleicher Weise Hervorragendes für die Operette in Wien und Paris geleistet hatten.
Paul Lincke, der im November 1941 mit der Ehrenbürgerwürde Berlins ausgezeichnet wurde, verstarb kurz nach Vollendung seines 80. Lebensjahres in Hahnenklee im Oberharz.