Die Komposition „Mosaichoralmente“ entstand für den Musikverein Endorf im Sauerland. Ein besonderes Anliegen des damaligen Dirigenten Gerhard Vollmer war die kontinuierliche Arbeit an einem ausgewogenen Orchesterklang. Das Spielen von Chorälen und Transkriptionen von Werken großer Meister gehörte somit im wahrsten Sinne des Wortes „zum guten Ton“.
Als ich den Auftrag erhielt, ein Jubiläumsstück zum Festkonzert 2013 zu schreiben, wählte ich als Grundlage für meine Komposition eine Hymne: „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde von zahlreichen Komponisten verarbeitet. Der bekannteste unter ihnen war zweifelsfrei Johann Sebastian Bach.
Die Choralmelodie ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich entwickelte große Freude daran, mit ihr zu spielen. Mehr und mehr setzten sich kleine musikalische Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammen. So entstand schließlich auch die Idee zum Fantasiewort „Mosaichoralmente“, das seinen Ursprung in den italienischen Begriffen „mosaico“ (Mosaik) und „coralmente“ (choralartig) hat.
Die musikalischen Einfälle kamen und entwickelten sich schnell. Ich hatte nicht das Gefühl, nach der Musik „suchen“ zu müssen, vielmehr „kam sie zu mir“ – ein besonderer Idealzustand, den man nicht erzwingen kann. Bei der ersten Leseprobe schließlich stellten die Musiker erstaunt fest, dass das Stück aus exakt 100 Takten besteht. Ich selbst hatte das gar nicht bemerkt, erkannte es jedoch als glückliche Fügung: Das Orchester feierte schließlich sein 100-jähriges Gründungsjubiläum.
Thiemo Kraas, Dezember 2012