Bei der Komposition "Kaddish" handelt es sich um ein jüdisches Gebet für das Seelenheil Verstorbener. Es beginnt mit dem Erklingen von dreimal angeschlagenen Röhrenglocken und dem Gong, deren Klang bis zum Ausvibrieren den Konzertsaal füllt. Ein insgesamt ruhiges Stück, dem Inhalt angemessen. Auffällig ist hier der immer wieder zu hörende Paukenschlag, der den Puls eines Herzschlages nachahmt. Spannung entsteht, indem sich einzelne Stimmen in Sekundschritten zu Clustern aufbauen. Die Flöten klingen dagegen beruhigend. Eine Tonfolge von vier Tönen wiederholt sich mehrmals, als ob ein Name permanent genannt würde. Der Name eines Verstorbenen, den man in der Erinnerung immer wieder vor sich her spricht. Fast monodisch wirkt dagegen, wie Trommelwirbel, Becken und Blechblasinstrumente lange einen Ton gemeinsam spielen. Am Ende steigt nach und nach wieder ein Ton-Cluster nach oben, der zudem crescendiert wird. Als ob der Tote nun dem Himmelreich überlassen würde. Ein im piano beginnender gebrochener Dur-Dreiklang symbolisiert am Ende die tröstende „Toten-Feierlichkeit“ der Hinterbliebenen.